»Ich freu mich, wenn’s regnet — weil wenn ich mich nicht freue, regnet’s trotzdem!« Dieses schöne Zitat von Karl Valentin passt sehr gut auf die Stimmung am Samstagvormittag bei der EdelweißClassic 2015. Keiner der Teilnehmer ließ sich die gute Laune durch die zwischendurch auftretenden Regengüsse beim »Traum vom Autofahren mit Herz« verderben!
Aber der Reihe nach: Am Freitag startete die 12. EdelweißClassic bei herrlichem Wetter und das eingespielte Team erwartete rund 200 Gäste im Hotel Edelweiss, dem bewährten Mittelpunkt der touristischen Oldtimerrallye. Unterlagen und Geschenke wurden ausgegeben, herrliche Jacken (das diesjährige Teilnehmergeschenk von der Fa. Moser) anprobiert und mitgenommen sowie Schrauben in – hoffentlich – passende Muttern gedreht. Natürlich unter Zeitdruck und den strengen Augen von Marlene Hafner, welche die erste Sonderprüfung leitete. Wahlweise konnte man dann entweder auf kleinen Straßen rund um den Untersberg das tolle Panorama genießen oder die Gastfreundschaft und die Einkaufsmöglichkeiten in der Fußgängerzone von Berchtesgaden. Die Wirte und die Einzelhändler freuten sich über den zusätzlichen Umsatz, die Fahrer über einen anspruchsvollen Prolog!
Der Eröffnungsabend startete mit einer musikalischen Überraschung: Max Greger jun. hatte mit Hilfe von Prof. Jochen Buck seine komplette Dixieland-Band zur EdelweißClassic eingeladen und verwandelte mit seinen Jungs die Hotellobby zum beim Aperitif in einen kleinen Tanzsaal. Auf diesen schwungvollen Auftakt folgten ein fantastisches Menü aus der Edelweiss-Küche und 20 wunderbare Aquarelle von Teilnehmerautos – gemalt von Gerd Ehrenhuber aus München. Bereits zum neunten Mal unterstützte der Künstler und Architekt damit den sozialen Zweck und hat dadurch schon mit über 50.000 € zu dem bisherigen Spendenergebnis beigetragen! Hermann Seeböck, Geschäftsführer der Pidinger Werkstätten für behinderte Menschen, stellte bei der Gelegenheit auch die beiden Projekte vor, die welche durch die diesjährigen Spenden finanziert werden. Nach einer erfolgreichen Versteigerung mehrerer einzigartiger Exponate nutzten viele Teilnehmer nach dem offiziellen Teil des Abends die Hotelbar, um Bekanntschaften und Freundschaften aufzufrischen oder neu zu knüpfen.
Die optimistische Wetterprognose von Joachim Althammer bei der Fahrerbesprechung am Samstagmorgen bewahrheitete sich leider nicht, aber wie eingangs schon erwähnt, taten die Regenschauer der Stimmung keinen Abbruch! Sie waren aber möglicherweise der Grund dafür, dass nicht alle versteckten Edelweiße im »Zauberwald« zwischen Ramsau und Hintersee von den Teilnehmern entdeckt wurden. Trotzdem freuten sich alle über die schöne Mittagspause auf Gut Steinbach in Reit im Winkl, wo Gräfin und Graf von Moltke ihre Gäste persönlich begrüßten. Selbst ein bekennender Oldtimerfan, hatte der Graf seinen Porsche-Traktor vor dem Hotel aufgestellt und freute sich über die ankommenden automobilen Schmuckstücke.
Bevor jedoch der Hunger gestillt werden konnte, musste die nächste eine weitere Sonderprüfung absolviert werden. Den alten Koffer kannte schon der Eine oder Andere, diesmal überraschte aber die Frage nach dessen Gewicht samt Inhalt. Der Regen hörte langsam auf und nach der schönen Runde um den Chiemsee war es am nächsten Etappenziel schon fast wieder trocken.
Beim Neubau der Behindertenwerkstätte in Anger empfingen viele fröhliche Mitarbeiter die Oldtimer mit ihren Piloten und überreichten Ölflaschen – nicht für die Motoren, sondern frisch abgefülltes Olivenöl für die Menschen Teams. Die Bordkarten wurden abgestempelt und die Gäste konnten sehen, wohin ein Großteil des Spendenertrags von 2013 geflossen ist und wofür auch dieses Jahr gesammelt wurde. Die Mitarbeiter warten nämlich sehnsüchtig auf die Neugestaltung der Außenanlagen.
Einen Kilometer weiter wartete auch ebenfalls der Hausherr persönlich und mit großem Interesse auf die Besucher und deren Fahrzeuge. Hans-Peter Porsche hat sich mit dem Traumwerk einen großen Wunsch erfüllt und präsentiert in Anger der Öffentlichkeit seine Spielzeug- und Modelleisenbahnsammlung. Die EdelweißClassic war zur Besichtigung in das architektonische Meisterwerk und zu Kaffee und Kuchen eingeladen und für manche Teams wurde die Zeit etwas knapp. Weitere Besuche haben aber alle Gäste eingeplant, denn viele Details der beeindruckenden Modelleisenbahn kann man sicher erst nach Stunden entdecken. Passend zur Örtlichkeit musste hier noch nach Spielzeug gefischt werden und nach dieser letzten Sonderprüfung konnte sich das EdelweißClassic -Team an die Auswertung machen.
Zum Festabend mit der Siegerehrung ging es per Shuttlebus vom Hotel zum Salzbergwerk Berchtesgaden. Dort galt es die einheitlichen Bergwerks-Overalls anzuziehen und eine gut gelaunte Fotografin lichtete die amüsierten Besucher vor der Einfahrt auf den offenen Waggons ab. Nach einer kurzen romantischen Fahrt durch den engen, schwach beleuchteten Tunnel erwartete sie das einmalige Ambiente des Kaiser-Franz-Sinkwerks, ein tolles bayerisch/thailändisches Buffet der »Karlsteiner Stubn«, echte bayerische Volksmusik von Hermann Huber und Sohn Tobi sowie die Holzrutsche in die untere Etage.
Nach dem herrlichen Essen wurden einige Ehrenpreise – getöpferte Auto-Unikate aus den Pidinger Werkstätten – überreicht und dann die drei bestplatzierten Teams aufgerufen. Den dritten Platz erreichte das Maserati-Gespann aus Bonn, Rolf und Roman Schiemenz, den mittleren Pokal durfte das Damen-Team Katharina und Lore Rupp mit nach Nürnberg nehmen. Der größte von Bertl Gschwendtner handgeschnitzte und handbemalte Holzpokal ging in gräflichen Besitz über: Max Graf von Arco auf Valley mit seiner Gräfin Julia hatten die wenigsten Strafpunkte gesammelt und selten haben sich Gewinner so über den Sieg gefreut. Jetzt wurde die Rutsche geöffnet und sofort begeistert von vielen »großen Kindern« in Beschlag genommen. Die Zeit verging viel zu schnell und die Sieger-Teams feierten ihre Erfolge noch gebührend an der Hotelbar.
Das wirkliche Highlight der EdelweißClassic 2015 gab es dann allerdings am nächsten Vormittag in Piding! Die Verantwortlichen der Pidinger Werkstätten hatten zusammen mit allen Mitarbeitern ein Sommerfest organisiert, das sicherlich noch sehr lange Gesprächsthema sein wird. Petrus hatte mitgeholfen und erst nach dem Ende setzte leichter Regen ein. So konnten etwa 2.000 Festbesucher – Teilnehmer, Mitarbeiter und deren Angehörige sowie viele weitere Gäste – bei angenehmer trockener Witterung im Freien essen, trinken, feiern und tanzen. Die Pidinger Trachtenjugend erfreute mit Volkstänzen, eine Abordnung der Pidinger Musi mit Volksmusik und die verschiedenen Gruppen der Behindertenwerkstätte mit tollen Darbietungen. Die hauseigene Küche verwöhnte alle Gäste mit selbst gemachten Leckereien und neben der Tombola gab es auch noch weitere Möglichkeiten, für die beiden geplanten Projekte zu spenden.
Nicht ganz überraschend hatte Eberhard Nowak von der Willi-Althof-Stiftung wieder einen riesigen Scheck im Gepäck. Mit dem bemerkenswerten Betrag von 63.000,- € kann der dringend benötigte, behindertengerecht ausgestattete Kleinbus sogar komplett bezahlt werden. Mit den zusätzlich gesammelten Spenden in Höhe von 37.000 € kann auch das zweite Projekt, die Gestaltung der Außenanlagen rund um die neue Werkstatt in Anger, in Angriff genommen und realisiert werden.
Mit einer Überraschung wartete dann aber noch Organisator Joachim Althammer auf, als ihm Hannes Mayerl, der in bewährter Weise durch die ganze Veranstaltung geführt hatte, das Mikrofon für seine Schlussworte überreichte. Nachdem er seinen Dank an das gesamte Organisationsteam ausge
sprochen und das vorläufige Spendenergebnis verkündet hatte, berichtete er wehmütig von einer schwerwiegenden Entscheidung. Da die Belastung für ihn, seine Familie und das ganze Team immer größer wird, hat er sich entschlossen, ab 2016 die EdelweißClassic und den Internationalen Edelweiß-Bergpreis Roßfeld Berchtesgaden im Zweijahresrhythmus abwechselnd durchzuführen. So könne er sich auch besser auf die jeweilige Veranstaltung konzentrieren. Anschließend forderte Joachim Althammer alle Teilnehmer dazu auf, sich auch 2017 wieder zum »Traum vom Autofahren mit Herz« zu treffen.