Ist der Klimawandel nun auch bei der Edelweiß Classic angekommen oder hat es Petrus am letzten Juni-Wochenende nur etwas zu gut gemeint?
So warm war ein ganzes Edelweiß-Wochenende noch nie in den vergangenen 15 Jahren und es gab neben heißen Schlitten auch extrem heiße Temperaturen in Berchtesgaden und dem angrenzenden Salzburger Land. Bis auf ganz wenige Ausnahmen überstanden Mensch und Maschine die Hitzeschlacht aber ganz gut – auch dank zusätzlichem Kühlwasser für die Motoren und der gekühlten Milchprodukte aus der Molkerei Berchtesgadener Land für Fahrer und Beifahrer.
Der Freitag begann traditionell mit dem „freiwilligen“ Prolog „Auf malerischen Wegen rund um den sagenumwobenen Untersberg“. Über die Hälfte der Teilnehmer cruiste durch die schattigen Wälder, der Rest genoss das Hotel Edelweiss, die Geschäfte in der Fußgängerzone oder die Gastronomie in Berchtesgaden. Vorher musste aber noch eine „Kuh“ gemolken werden und die Geschicklichkeit mancher Teilnehmer/innen löste große Heiterkeit bei den Zuschauern aus.
Das „Ersatzprogramm“ am Freitagabend entwickelte sich zu einem absoluten Highlight und kein Teilnehmer dachte später noch an die entfallene Fahrt auf den Jenner. Zum ersten Mal seit Bestehen des Hotels gelang ein so fulminanter Abend mit so vielen Gästen im Panorama-Restaurant auf der Dachterrasse und hierbei half das Wetter tatsächlich mit. Der „Bayerische Abend“ überzeugte mit einer phänomenalen Aussicht über die Dächer Berchtesgadens auf die umliegenden Berge, allen voran dem Watzmann, entsprechender Volksmusik und kulinarischen Meisterwerken aus der Hotelküche. Ein enormer Dank gebührt den Verantwortlichen und dem Personal des Hotels Edelweiss!
Markus Spiegelsberger, der Geschäftsführer der Behindertenwerkstatt Piding, stellte das diesjährige Spendenprojekt vor und nach einer kleinen, aber sehr erfolgreichen Charity-Auktion wartete ein grandioser Abschluss auf die Gäste: Einige Teilnehmer hatten ein Feuerwerk spendiert und die „Himmelsschreiber“ aus Unterhaching zauberten ein sensationelles, von passender Musik untermaltes Kunstwerk in den Nachthimmel über Berchtesgaden.
Am Samstagmorgen warteten auf dem Weihnachtsschützenplatz außer (noch) angenehmen Temperaturen auch Hannes Mayerl mit dem Mikrofon, die nächste knifflige Sonderprüfung und Walter Röhrl mit dem Porsche 918 Spyder aus dem Porsche-Museum mit der Startnummer 1 auf die anderen Teilnehmer und die zahlreichen Zuschauer. Im Minutentakt und unter großem Beifall schickte der stimmgewaltige steirische Moderator das bunt gemischte Starterfeld mit knapp 90 Fahrzeugen auf die Reise nach Kaprun im benachbarten Österreich.
Hier sammelte man sich in zwei Gruppen vor einer unscheinbaren Schranke zum vielleicht eindrucksvollsten Streckenabschnitt aller bisherigen Rallyes. Die Kaprun Hochgebirgsstauseen-Verbund GmbH ermöglichte der Edelweiß Classic als allerletzten Gruppe die Fahrt durch den eigentlich gesperrten Versorgungstunnel und weiter direkt bis zum Stausee Mooserboden. Das Hochgebirgspanorama nach dem ca. 6 Kilometer langen Weg durch den Fels verschlug allen Fahrern und Beifahrern die Stimme und prägte sich unauslöschlich in ihre Erinnerung ein.
Nach dem Parken vor und hinter der imposanten Staumauer musste die nächste Sonderprüfung absolviert werden und dann konnte die einmalige Aussicht und eine Almjause vor der Berggaststätte genossen werden. Leider schaffte der Oldtimerbus unseres langjährigen Freundes und Unterstützers, Dr. Konrad Auwärter, das letzte Stück nicht und musste kurz vor dem Ziel in einer Ausweichbucht mit Getriebeschaden abgestellt werden. Dank des Zusammenhalts unter den Teilnehmern und der Hilfe des Verbund-Personals konnten die Businsassen aber schnell zu ihrer Mittagspause gebracht und anschließend auf andere Fahrzeuge verteilt werden. So kamen alle rechtzeitig wieder ins Tal und auch der Bus konnte noch am Montagabend geborgen werden.
Die Stempelkontrolle vor dem Fahrzeugmuseum von Helmut Vötter in Kaprun geriet leider zur Geduldsprobe, weil der umtriebige Hotelier vor lauter Freude und Begeisterung manchmal die Zeit vergaß. Dank des freundlichen und aufmerksamen Personals vor Ort ertrugen die hitzegeplagten Piloten und Copiloten auch diese Herausforderung und fuhren anschließend um den Zeller See und auf malerischen Sträßchen zur Hochkönig Straße. Mit der ständigen Aussicht auf ein grandioses Bergpanorama führte der Weg über den Filzensattel nach Bischofshofen und über Hallein wieder zurück nach Berchtesgaden.
Hier freuten sich alle auf einen schattigen Parkplatz in der Hotelgarage, eine kalte Dusche und die bevorstehende Siegerehrung. Überrascht wurden die Gäste dann von einem besonderen Aperitif: Die Enzianbrennerei Grassl hat für die Molkerei BGL einen Milchlikör kreiert, der erst im Herbst in den Handel kommt und hier von den beiden Geschäftsführern und ihren Ehefrauen präsentiert wurde. Den einen oder anderen Teilnehmer ertappte man mehrfach beim Nachfüllen, denn das Getränk kam sehr gut an.
Drei fantastische Volksmusikanten, Andrea Stöger, Hermann und Tobias Huber, begleiteten den Abend musikalisch und die Hotelküche hatte sich wieder einmal übertroffen. So ließ man den Tag mit seinen vielen unvergesslichen Eindrücken Revue passieren, tat bei einer kleinen Bilder-Versteigerung ein gutes Werk und wartete auf die Siegerehrung. Zuvor konnte Joachim Althammer noch alle von Gerd Ehrenhuber gemalten Aquarelle verkaufen und so den aktuellen Spendenstand weiter erhöhen. Auch der Landrat und Schirmherr Georg Grabner war an diesem Abend unter den Gästen und bedankte sich für die großartige Unterstützung der Behindertenarbeit im Landkreis BGL.
Auf die Gewinner warteten handgemachte Edelweiß-Trophäen aus Sölker Marmor von Willi Lerchegger und die Ehrenpreise stammten erneut von der Töpfergruppe der Behindertenwerkstatt Piding. Diese Automodelle verteilten Mayerl und Althammer zuerst, dann wurde das Geheimnis um die geschicktesten Teilnehmer gelüftet: Holzpokale für die Plätze 1 und 2 stehen bereits im Wohnzimmer der Familie Rupp, nun holten sich die Damen Katharina und Lore auch einen Pokal für den 3. Platz. Der jüngste Teilnehmer, Simon Rupin, holte mit seiner Leistung bei der Schätzfrage die nötigen Punkte für den 2. Platz, was seine Eltern, Simone und Mike Rupin, besonders freute. Ohne Beifahrer die Strecke zu finden, ist bei der Edelweiß Classic ja nicht unmöglich, aber alleine auch noch alle Prüfungen mit Bravour zu absolvieren, gelang noch nicht oft. Diesmal schaffte es Dr. Peter Kipfer und als Belohnung gab es für ihn den größten Pokal. Herzlichen Glückwunsch noch einmal an alle Sieger!
Der wärmste Tag war schließlich der Sonntag und die extremen Temperaturen verhinderten auch einen neuen Besucherrekord beim Abschlussfest in Piding. Die Mitarbeiter der Werkstatt hatten wieder einen enormen Aufwand betrieben und das Fest akribisch vorbereitet. Es warteten Trachtenkinder, Volksmusikanten, die Tanzgruppe aus der Werkstatt, eine schöne Tombola und herrliche Schmankerln aus der Küche auf die Besucher.
Die meisten Teilnehmer ließen es sich nicht nehmen hier teilzunehmen und konnten so die Werkstatt und speziell das Spendenprojekt, einen Gemeinschaftsraum für schwerer beeinträchtigte Menschen, besichtigen. Die Besucher freuten sich über die schönen Fahrzeuge und Hannes Mayerl und Florian Huber führten gemeinsam durch das abwechslungsreiche Programm.
Joachim Althammer konnte zum Schluss zwar noch kein genaues Spendenergebnis – die diesjährige Spende der Willi Althof-Stiftung steht noch nicht fest – verkünden, aber dafür den Termin für das nächste „Autofahren mit Herz“: Die Edelweiß Classic 2021 findet vom 25. bis 27. Juni statt und die Behindertenarbeit im Landkreis BGL hofft wieder auf viele Teilnehmer, Helfer und Unterstützer!