Aufatmen nach der pandemiebedingten Verschiebung um ein Jahr: Mensch und Maschine konnten wieder das herrliche Voralpenland beim gemütlichsten rollenden Oldtimer-Museum genießen.
Viel schöner und wärmer als erwartet war das Wetter, getrübt nur durch das heftige Gewitter am Freitagnachmittag. Einige Teilnehmer des Prologs erlebten sogar Schrecksekunden in einem Hagelschauer. Aber nicht einmal das konnte die Stimmung an diesem wunderbaren Wochenende trüben. Die 120 Teilnehmer genossen es, endlich wieder einmal im Kreis Gleichgesinnter den besonderen Geist der Edelweiß Classic zu erleben.
Die Akkreditierung am Freitag fand diesmal an einem ganz besonderen Ort statt: Das Empfangskomitee empfing die Gäste in einem traumhaften Spiegelzelt aus dem Jahr 1908 neben dem Hans-Peter Porsche Traumwerk in Anger. Im Zelt erhielt man die Rallye-Unterlagen, vor dem Zelt durfte man gleich die erste Sonderprüfung absolvieren und VW Käfer chronologisch sortieren – passend zu der Sonderausstellung „Käfer-Kult“ im Traumwerk. Die Möglichkeit zur Besichtigung dieser wunderbaren Ausstellung nutzten nicht nur die VW-Fans. Auch die erstklassige Gastronomie des Traumwerks erfreute sich regen Zulaufs. In Berchtesgaden starteten dann über die Hälfte der Oldtimer und Youngtimer zum freiwilligen Prolog um den sagenumwobenen Untersberg. Joachim Althammer hatte wieder bisher unbekannte Wege und Straßen gefunden, die 80 Kilometer waren anspruchsvoll und führten durch eine wunderbare Frühjahrslandschaft. Die restlichen Teilnehmer genossen in der Zeit die Gastfreundschaft Berchtesgadens und des Hotels Edelweiss.
Den Eröffnungsabend im Saal des bewährten und beliebten Hauptquartiers nutzte Dieter Schroll, der Geschäftsführer der Lebenshilfe BGL, um das Spendenprojekt von 2022 vorzustellen. Mit diesem zwischenzeitlich schon fertiggestellten Erweiterungsbau des Wohnheimes für mehrfach schwerstbehinderte Menschen in Adelstetten schloss sich ein Kreis: Schon 2004, bei der ersten Edelweiß Classic, wurde für das damals neu errichtete Wohnheim Spenden gesammelt. Auch an diesem Abend wurde dafür Geld gesammelt. Mit Unterstützung vom großartigen Martin Utberg (der auch einen Filmbericht für seine Sendung „Top Speed TV“ drehte) versteigerte Joachim Althammer tolle Exponate. Die fetzige Auktion sorgte bei allen Beteiligten nicht nur durch den Erlös für beste Stimmung. Nach einem exquisiten Menü aus der Küche und angeregten Gesprächen mit alten und neuen Freunden ließ man den Abend an der Hotelbar ausklingen.
Der Samstagmorgen bescherte den Teilnehmer weiß-blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Auf dem Weihnachtsschützenplatz warteten neben Kühltaschen der Pidinger Milchwerke bereits Hannes Mayerl ,„The Voice of Edelweiß Classic“, mit dem Mikrofon, der 2. Bürgermeister Josef Wenig mit der Startflagge und zahlreichen Zuschauern auch die nächste knifflige Sonderprüfung auf die Starter. Im Minutentakt und unter großem Beifall schickte der bestens gelaunte steirische Moderator das bunt gemischte Starterfeld auf die Reise durch das bayerische Voralpenland Richtung Burghausen. Um den malerischen Hintersee mit einer Sonderprüfung beim Alpenhof der Familie Bartels ging es in die Kreisstadt Bad Reichenhall, wo neben Moderator Helmut Helmberger auch viele interessierte Besucher und die nächste knifflige Sonderprüfung auf dem Rathausplatz warteten. Das Gewicht einer „Alpenstoff-Pyramide“ vom Partner Bürgerbräu musste geschätzt werden. Diese Aufgabe würfelte die Platzierungen ordentlich durch und sortierte die Ergebnisliste neu.
Ein großer emotionaler Moment folgte bei der Durchfahrtskontrolle an der Tagesförderstätte für schwerstbehinderte Menschen in Anger. Dort hatten die Teilnehmer erstmals Kontakt mit der Personengruppe, für die sie spendeten und bekamen von diesen einen wunderschönen hölzernen Schlüsselanhänger geschenkt. Ein gut versteckter Fehler im Roadbook war dann Schuld, dass einige Fahrer etwas mehr als andere von der wunderschönen Gegend sahen, aber auch etwas später zur wohlverdienten Mittagsrast nach Steinbrünning kamen. Als Entschädigung wartete in einem herrlichen Kastaniengarten ein leckeres Essen, eine tolle Aussicht auf die nahen Berge und der Schirmherr. Landrat Bernhard Kern hatte es sich nicht nehmen lassen, fuhr mit seinem historischen Unimog vor und verbrachte zwei Stunden im Kreis der Teilnehmer. Das motivierte und immer freundliche Serviceteam rund um Wirtin Rosi Ehinger kümmerte sich perfekt um das Wohl der Teilnehmer. Neben der großartigen alpinen Kulisse durften diese hier die Fahrzeuge und das weibliche Titelmodell (Rosi Ehinger) des diesjährigen Aufmacherfotos von Uwe Kurenbach bewundern. Das männliche Titelmodell, Hermann Huber, sahen sie dann am Abend. In Steinbrünning wurde es auch für die Techniker, Toni Berghammer und Horst Horvath, ruhiger, die beiden konnten an diesem Wochenende alle kleinen und größeren Wehwehchen an den Autos mit Bravour heilen.
Nach der landschaftlich sehr schönen und ausführlichen Nachmittagsrunde mit dem herrlichen Blick in Burghausen auf die längste Burganlage der Welt, traf man sich am frühen Abend am Königssee. Hier wartete Hermann Huber mit dem Moosangerl Trio, verstärkt durch seine Eva, an der Seelände auf die Rallye-Teilnehmer und die Elektroboote der Königssee-Schifffahrt. Schon die Überfahrt nach St. Bartholomä war ein Erlebnis, mit den Erklärungen und dem obligatorischen Echo-Blasen durch einen der Schiffsführer. Die weltbekannte Halbinsel am Fuße des Watzmanns wartete dann menschenleer mit einer völlig ungewohnten Stille, die kurze Zeit später in der Kirche durch echte bayrische Volksmusik unterbrochen wurde. Die Gäste genossen ein exklusives Konzert und begaben sich anschließend in die Säle im ersten Stock der historischen Gaststätte.
Dort spielten die Musikanten wieder auf, während Wirtin Heidi Amann und ihre versierte Mannschaft die Gäste mit einem wunderbar bodenständigen Menü verwöhnte. Überflüssig zu sagen, dass niemand hungrig zurückgelassen wurde. Die Zeit verging wie im Flug und nach dem Hauptgang wurden die Sieger geehrt. Die handgetöpferten Automodelle von verschiedenen Künstlern aus der Behindertenwerkstatt Piding gingen wie gewohnt an die Teilnehmer mit dem ältesten Auto, der weitesten Anreise und an das beste Team. Erstmalig wurde der jüngste Fahrer der Edelweiß Classic geehrt und Moritz Wolf freute sich sehr über diese besondere Trophäe. Peter Stockinger und Gottfried Wendtner erreichten den dritten, Peter Laube und Sabine Bloehs den zweiten Platz. Gesamtsieger mit der höchsten Punktzahl wurden ganz liebe Gäste aus Bielefeld: Auf Achse angereist mit ihrem BMW 3.0 Si gewannen Guido Schwake und Ines Jelitzek den größten der von Willi Lerchegger aus Gröbming handgefertigten Edelweiß-Trophäen aus Sölker Marmor. Spontan meldeten sie sich für die Titelverteidigung im nächsten Jahr an, ebenso wie die meisten der anderen Teilnehmer. Richtig romantisch wurde es dann auf der Rückfahrt, als auf beiden Booten das Licht ausging und die Musikanten noch einmal ihre Instrumente auspackten. Diesen Abend wird keiner der Anwesenden so schnell wieder vergessen.
Der Sonntag war wolkenlos und heiß. Die hohen Temperaturen verhinderten auch 2022 einen neuen Besucherrekord beim Abschlussfest in Piding. Die Mitarbeiter der Werkstatt hatten wieder einen riesigen Aufwand betrieben und das Fest akribisch vorbereitet. Es warteten Trachtenkinder, Volksmusikanten, die Tanzgruppe aus der Werkstatt, eine schöne Tombola und herrliche Schmankerln aus der Küche auf die Besucher. Viele Teilnehmer fanden sich ein und konnten auch die Werkstatt besichtigen. Die Besucher freuten sich über die schönen Fahrzeuge und Hannes Mayerl und Florian Huber führten gemeinsam durch das abwechslungsreiche Programm. Joachim Althammer bedankte sich zum Schluss ganz herzlich bei allen Teilnehmern, Helfern und Sponsoren und konnte wieder ein grandioses Spendenergebnis verkünden. Insgesamt wurden knapp 100.000,– € gesammelt, woran die Willi Althof-Stiftung den größten Anteil hat. Eberhard Nowak erlebte diese Edelweiß Classic leider nicht mehr, aber seine Familie war vollständig dabei und wird dankenswerterweise die großartige Unterstützung mit der Stiftung weiterführen. Den Termin für das nächste „Autofahren mit Herz“ verkündete Althammer auch: Die Edelweiß Classic 2023 findet vom 23. bis 25. Juni statt und die Behindertenarbeit im Landkreis BGL hofft wieder auf viele Helfer und Unterstützer, sowie Teilnehmer, die den besonderen Geist der Edelweiß Classic mittragen!
Das traditionelle Abschieds- und Besucherfest ist eine wunderbare Gelegenheit, mit den Begünstigten der EdelweißClassic zusammenzutreffen und bei bayrischen Schmankerln, zünftiger Musik und tollen Aktionen wie Tombola, Volkstänzen zu feiern.